Kaschierfolien für Veredelungen von Buch- und Bindeprodukten

Üblicherweise bestehen Kaschierfolien aus Polypropylen, PET (Polyethylenterephthalat) oder Acetat, also aus Kunststoff. Eine Standard Kaschierfolie, hat eine Dicke zwischen 12 und 30 μm und wird in der Regel von der Rolle verarbeitet. Die Folie wiegt im Schnitt ca. 14 Gramm per m². Veredelungsfolien für Papierprodukte gibt es in vielen Varianten. Glänzend, matt, soft, auch kratzfest, mit Struktur, die Vielfalt ist groß. Mit diesen Effekten wird der Bucheinband glänzend, matt oder strukturiert, was auch meistens sehr schön und edel aussieht. Die Veredelungsfolie dient aber vor allem dem Gebrauchsschutz des Produktes.

Man unterscheidet die Nasskaschierung und die Thermokaschierung. Bei der Nasskaschierung wird ein viskoser Klebstoff, meist wasserbasierender Dispersionsleim, auf die Folie aufgetragen und anschließend mit Druck auf das Papier oder auf den Karton durch breite Walzen aufgepresst. Dabei wird unmittelbar zuvor dem Kleber das Wasser durch Wärme entzogen.
Bei der Thermokaschierung, ist die Folie bereits mit einem thermoaktiven Klebstoff vorbeschichtet, welcher durch Wärme aufgeschmolzen wird. Auch hier verbindet der thermoaktive Klebstoff unter Druck durch Walzen dann den Druckbogen und die Folie miteinander.

Nun könnte man sagen, diese Folie ist doch aus Kunststoff, die lassen wir einfach weg, das ist doch umweltfreundlicher, oder? Dazu sollte man zuerst nach dem weiteren Sinn und Zweck, (außer der schönen Optik), einer Veredelungsfolie fragen. Die Folie dient eben auch zum Schutz des Buchprodukts. Man erhält einen guten Schutz gegen äußerliche Beschädigungen, weniger Knicke im Umschlag, weniger Kratzer. Nässe perlt an der Folie ab. Veredelungsfolie macht ein Produkt damit auch auf eine gewisse Art nachhaltig und langfristiger nutzbar. Und das ist ein wichtiger Punkt bei Überlegungen zur Umweltfreundlichkeit eines Produktes. Die Veredelungsfolie für z.B. ein Din A5 Buchprodukt wiegt ca. 1,2 Gramm pro Exemplar. Nur zum Vergleich, eine handelsübliche 1 L. Milchtüte aus dem Kühlregal wiegt ca. 41 Gramm und kann als unlösbarer Verbundstoff nicht einmal recycelt werden. Und das für die nur einmalige Benutzung eines Produktes. Wir sprechen bei Kunststoff-Veredelungsfolien also von minimalen Kunststoffmengen, die aber viel Nachhaltigkeit bringen können, wenn man sie richtig und überlegt einsetzt.

Im Recyclingprozess muss sich die Veredelungsfolie zusammen mit dem Kleber wieder gut von der Papierfaser ablösen lassen. Das funktioniert in der Regel gut, die verwendeten Leime lösen sich mit der Folie ab. Die abgelöste Folie mit dem Kleber wird im Pulper der Papierrecyclinganlage aus der Papiermasse aussondert und als sogenannter Spuckstoff zusammen mit allen anderen ausgesonderten Bestandteilen ausgeworfen. In einigen Betrieben die Papierrecycling betreiben, werden die Spuckstoffe in eigenen Verbrennungsanlagen thermisch verwertet, d.h. verbrannt. Die so erzeugte Energie wird dann zur Dampf-, Wärme- oder weiterer Energiegewinnung genutzt.

Woraus bestehen Biokunststoffe? Wie sieht die Ökobilanz aus? Kann man Biokunststoffe recyceln oder kompostieren?
Ja, biobasierende Folien bestehen aus wesentlich weniger Erdöl als herkömmliche Kunststofffolien, das stimmt. Aber Biokunststoffe bringen andere Probleme mit sich. Biofolien bestehen im Wesentlichen aus Mais, Kartoffeln, Zuckerrohr, oder auch aus Pflanzenfasern, also hauptsächlich aus Nahrungsmitteln. Für deren Anbau wird auch Erdöl benötigt (Treibstoff, Düngemittel). In der Regel werden beim Anbau auch Pestizide und teilweise gentechnisch veränderte Organismen eingesetzt. Aus den Nahrungsmitteln oder den Pflanzenfasern wird dann unter Einsatz von Erdöl und Chemie in Fabriken Folie erzeugt. Die Ökobilanz sieht hier deshalb nicht wirklich besser aus. Die Kompostierung dieser Folien ist kritisch zu sehen, da in diesen Folien auch chemische Zusätze stecken, um die Folie transparent und haltbar zu machen Viele dieser chemischen Zusätze verbleiben beim Zerfallen der Folie dann in der Erde. Deshalb sollten diese Folien keinesfalls in die Erde gelangen. Es gibt mittlerweile Initiativen, die verhindern wollen, dass Verbraucher Biofolien in die Biotonne geben, weil das große Probleme bei der Kompostierung der Bioabfälle mit sich bringt.
Auch die Recyclingfähigkeit ist nicht wirklich gegeben. Biofolien zerfallen im Papierrecyclingprozess zu schleimigen Flocken, die nicht wirklich entfernt werden können und große Probleme bereiten. Deshalb muss man sagen, dass biobasierende Kunststoffe weder eine bessere Umweltbilanz haben, noch dass sie vernünftig recycelt werden können. Biofolien dienen deshalb hauptsächlich dem Marketing von Produkten, die solch eine Folie erhalten, oder aus solch einer Folie bestehen. Wirkliche Vorteile bringen sie aber nicht. Dazu kommt, dass biobasierende Kaschierfolie wesentlich teurer ist, als herkömmliche Kaschierfolie.

Kunststofffolien oder Kaschierfolien aus Recycling-Kunststoff herzustellen erfüllt den Nachhaltigkeitsgedanken natürlich auf jeden Fall. Aus alten PET Flaschen gibt’s es eine so genannte PET-R Folie in Form einer glänzenden transparenten Variante
Ob ein Buch- oder Bindeprodukt mit einer Recycling-Kaschierfolie veredelt werden soll, muss der Buchhersteller aber selbst entscheiden.

Bei der Entscheidung ob eine Folie bei der Herstellung von Buch- und Bindeprodukten eingesetzt wird ist die Überlegung wichtig, wozu das zu kaschierende Produkt eigentlich verwendet werden soll. Soll es wirklich lange halten, oder ist es ein Wegwerfprodukt, das vielleicht gelesen und bald weggeworfen wird? Dann muss es keine Plastikfolie erhalten, schadstofffreier Lack reicht dann völlig aus. Soll es aber richtig lange halten, am besten über viele Jahre, oder soll es bei hoher Beanspruchung vor Beschädigungen und Nässe geschützt werden, dann kann eine Schutzfolie wohl angebracht sein. Welche Lebensdauer und welcher Verwendungszweck ist für das Produkt geplant? Aufgrund dieser Überlegungen sollte dann die Entscheidung gefällt werden, ob das Produkt mit Kunststofffolie kaschiert wird oder nicht. Es liegt also am Produkt selbst, ob eine Kunststofffolie nachhaltig ist, oder nicht.

Es eignen sich für die Folienkaschierung besonders glatte, gestrichene Papiere. Naturpapiere sind schwieriger zu folieren. Man muss damit rechnen, dass sich die Struktur des Papiers durch die Folie abzeichnet. Die Bildung von Lufteinschlüssen ist möglich. Aber auch an den Buchkanten kann sich die Folie ablösen. Eine Thermofolie hält hier wohl etwas besser, trotzdem bleiben oftmals Probleme. Eine Kunststofffolie die sich vom Produkt ablöst ist aber nicht nachhaltig.
Ein Entscheidender Punkt ist die Trocknung der eingesetzten Materialien. Die Druckfarbe muss vor dem Kaschieren der Druckbogen richtig trocken sein, damit der Leim richtig an der Druckfarbe haften kann und die Folie ausreichend hält. Auch der Klebeleim der Folie muss gut durchgetrocknet sein, damit die volle Klebkraft erreicht wird. Das heißt, Nachhaltigkeit ist also auch eine Zeitfrage. Wichtig ist, dass man Druckfarbe und Kaschierleim vor dem nächsten Arbeitsschritt richtig trocknen lässt, um mögliches Ablösen vom Bedruckstoff aus zu schließen und das Produkt damit nachhaltiger zu machen.